Was bedeutet „Fußgängerzone“ und welche Vorteile bringt sie?
Es soll bei dem Modellversuch nicht darum gehen, die Altstadt komplett autofrei zu machen, sondern darum, bestimmten Gruppen die Nutzung mit dem Auto weiterhin zu ermöglichen aber zusätzliche Fahrzeuge (wie z. B. Wohnmobile und Gästeautos) für diese Zeit aus der Stadt fern zu halten. Im Wege von Zusatzschildern kann einzelnen Gruppen die Einfahrt und auch das Parken im Gebiet der Fußgängerzone ermöglicht werden. Für Friedrichstadt soll dies für Bewohner der Altstadt, Fahrräder, Taxis und Menschen mit Behinderungen gelten. Versorgungs- und Rettungsfahrzeuge sind schon per Gesetz von der Regelung ausgenommen und dürfen zu jeder Zeit in die Fußgängerzone fahren. Gäste in Ferienwohnungen oder Hotels werden für die Zeit ihres Aufenthaltes wie Bewohner behandelt und dürfen ebenfalls mit ihrem Fahrzeug in die Altstadt fahren und dort parken. Ein Parkausweis in der Windschutzscheibe dient der Erleichterung der Kontrolle der Parkberechtigung. Ein kostenpflichtiger Bewohnerparkausweis ist dagegen nicht nötig, ebenso wenig wie eine weitere Beschilderung in der Altstadt.
Für Arbeitnehmer, die mit dem Auto nach Friedrichstadt kommen müssen, sollen Parkausweise ausgegeben werden, die zum kostenfreien Parken auf einem der Außenparkplätze berechtigt. Zusätzlich zu den Parkplätzen im Süden der Stadt, soll auch eine Parkfläche im Nordosten der Stadt angeboten werden, sowie Stellplätze für Wohnmobile geschaffen werden. Ob die vorhandenen Parkplätze ausreichen und wie diese zu welcher Zeit ausgelastet sind, ist einer der Aspekte, die wir im Rahmen dieses Modellversuchs herausfinden wollen. So erhalten wir Informationen, die für zukünftige Entscheidungen von grundlegender Bedeutung sind.
Durch die zeitliche Eingrenzung der Maßnahme besteht für alle weiterhin die Möglichkeit, im vorgegebenen Rahmen mit dem Auto in die Altstadt zu fahren und dort auch zu parken. Sollte eine Anfahrt mit dem Auto während der Fußgängerzonenzeit unumgänglich sein, besteht die Möglichkeit eine (kostenpflichtige) Ausnahmegenehmigung zu beantragen. Gerade für wiederkehrende Termine bietet sich dieses Verfahren gegebenenfalls an. Praxen und ähnliche Einrichtungen können für Kunden, denen es nicht möglich ist, in einem anderen Zeitfenster zu kommen, einen Parkausweis erhalten, den sie an ihre Patienten/Kunden ausgeben können.
Der Zeitrahmen (13 – 18 Uhr) ist so gewählt, dass auch für den Lieferverkehr ein ausreichend großes Zeitfenster zur Verfügung steht, so dass dieser voraussichtlich keine Ausnahmegenehmigung benötigt. Andernfalls könnte der Lieferverkehr auch ganztags per Zusatzschild zugelassen werden. Auch der beliebte Wochenmarkt am Freitagvormittag kann wie gewohnt stattfinden und mit dem Auto angefahren werden. Dasselbe gilt für den Besuch von morgendlichen Gottesdiensten. Ebenso können Konzerte oder andere Veranstaltungen am Abend wieder mit dem Auto besucht werden, sofern sie nach 18 Uhr beginnen.
Durch die Zeiten der Verkehrsberuhigung wird Friedrichstadt attraktiver, leiser und sauberer. Außerdem wird die historische Bausubstanz geschont.
Da Friedrichstadt die Funktion eines Unterzentrums hat und damit auch der Versorgung der umliegenden Gemeinden dient, wurde vielfach betont, dass die Innenstadt gerade für (Stamm)Kunden mit dem Auto unbedingt erreichbar bleiben müsse. Die ansässigen Gewerbetriebenden befürchten – gerade nach der schweren Zeit der coronabedingten Geschäftsschließungen – Umsatzeinbußen durch fernbleibende Kunden, sollten diese nicht mehr mit dem Auto das Geschäft anfahren können. Dasselbe gilt für ansässige Praxen oder Büros im Innenstadtgebiet. Durch die zeitliche Begrenzung der Fußgängerzone kann diesem Einwand Rechnung getragen werden, da eine Anfahrt mit dem Auto – wenn auch nur zu bestimmten Zeiten – weiterhin möglich sein wird. Verschiedene empirische Studien belegen außerdem, dass für Kunden der Parkplatz vor dem Geschäft weniger zählt als das Angebot der Händler und Dienstleister. Ruhige Flaniermeilen mit Aufenthaltsqualität steigern außerdem die Kundennachfrage und Geschäftsleerstand wird in der Regel reduziert. Ob dies auf Friedrichstadt gleichermaßen zutrifft wird der Modellversuch zeigen.
Ergänzend zum Modellversuch ist eine bessere Lenkung der Besucher durch eine optimierte Beschilderung der Parkplätze* geplant.
*Zusätzlich zu den Parkplätzen im Süden der Stadt sollen Parkmöglichkeiten im Nordosten ausgewiesen werden.