Möchten Sie mehr über die Friedrichstädter Stadtgeschichte erfahren? Wollen Sie herausfinden, wer Ihre Vorfahren waren oder wie Ihr Haus vor fünfzig Jahren aussah? Dann besuchen Sie das Stadtarchiv Friedrichstadt!
Hier werden Akten aus dem Friedrichstädter Rathaus, dem ehemaligen Amt Friedrichstadt und dem Standesamt Nordsee-Treene verwahrt. Zudem umfassen unsere Bestände Nachlässe von Firmen und Vereinen, Akten über alle in Friedrichstadt einst und heute beheimateten Kirchengemeinden, eine umfassende Fotosammlung und eine sehr gut ausgestattete Bibliothek zur regionalen Geschichte.
Das Stadtarchiv Friedrichstadt ist in einer ehemaligen Schule untergebracht. Es umfasst mehrere Räume mit mehr als 500 m² Grundfläche. Im Erdgeschoss sind die Kirchenbücher der Lutheraner, Mennoniten und Remonstranten untergebracht, zudem gibt es dort zwei Magazinräume mit Rollregalen, die Platz für mehr als einen Kilometer Akten bieten.
Im Obergeschoss befindet sich neben einem Büro- und Besucherraum auch eine Bibliothek, ein Werkstattraum, der auch für Schulklassen genutzt werden kann, das Fotoarchiv sowie ein Raum, der mit Möbeln aus dem 19. Jahrhundert eingerichtet wurde. Hier ist auch die Jockenhövel-Bibliothek untergebracht, eine Sammlung von seltenen Büchern zur Religionsgeschichte, die der 1984 verstorbene katholische Pfarrer Klaus Jockenhövel dem Archiv hinterließ.
Auf dem Dachboden werden selten genutzte Bibliotheksbestände aufbewahrt, daneben dient er als Museumsmagazin. Das Archiv kann nicht nur von Wissenschaftlern oder Heimatforschern genutzt werden, sondern steht jedem Menschen offen, der Informationen zur Vergangenheit von Stadt und Umland sucht.
Akten setzen sich aus einzelnen Schriftstücken zusammen, die aufeinander bezogen sind. Sie wurden früher mit Nadel und Faden zusammengeheftet, heute gelocht und in säurefreie Mappen und Kartons abgelegt. Der städtische Aktenbestand erhält laufend neue Zuwächse. Waren die Akten zunächst durch Karteien und getippte Findbücher erschlossen, dient nun eine Datenbank als Findmittel.
1970 schloss sich die Stadt Friedrichstadt mit den Gemeinden Drage, Koldenbüttel, Seeth, Uelvesbüll und Witzwort zum Amt Friedrichstadt zusammen. Die vom Land Schleswig-Holstein 2006 geforderte Ämterfusion sah vor, dass Ämter und Gemeinden mit weniger als 8.000 Einwohnern zu einer Verwaltung zusammengelegt werden mussten. Aus den Ämtern Friedrichstadt, Hattstedt, Nordstrand und Treene entstand das neue Amt Nordsee-Treene.
Als Herzog Friedrich III. von Schleswig-Holstein-Gottorf 1619 ein Octroi unterzeichnete, das den „Bekennern der remonstrantisch-reformierten Religion“ einen „sicheren Wohnort mit freiem Gebrauch ihrer Religion“ zusicherte, hatte er große Pläne. Er wollte mit einer Handelsstadt an der Eider den Hamburger Zwischenhandel umgehen und mehr Steuergelder einnehmen. Der Herzog versprach den niederländischen Siedlern, die aus religiösen Gründen ihre Heimat verlassen wollten, unter anderem die Regierung in der neuen Stadt und das Recht, ihre Religion öffentlich auszuüben. Zudem sagte er Zoll- und Steuerfreiheit für zwanzig Jahre zu, einen Schiffsbauplatz, eine eigene Münze und sogar 100 Häuser wollte er auf eigene Kosten zimmern lassen.
Die neuen Siedler gehörten der „Remonstrantischen Bruderschaft“ an, einer in den Niederlanden verbotenen Gruppe von Protestanten. 1624 errichteten sie in Friedrichstadt die erste Remonstrantenkirche der Welt und die hiesige, etwa 170 Menschen umfassende Gemeinde ist heute noch die einzige außerhalb der Niederlande. Einmal monatlich kommt ein Pastor aus den Niederlanden nach Friedrichstadt, um mit der Gemeinde Gottesdienst zu feiern.
1623 erlaubte der Herzog auch die Ansiedlung von Mennoniten. Sie waren von Baubeginn an in Friedrichstadt und hatten großen Einfluss auf die Entwicklung des Ortes. Ihre Kirche, seit 1708 im Anbau eines prachtvollen Speichergebäudes untergebracht, teilen sie sich heute mit der lutherischen Gemeinde der dänischen Minderheit. Die etwa 30 Mennoniten, die heute noch in Friedrichstadt leben, werden geistlich von Hamburg aus betreut und feiern dreimal im Jahr Gottesdienst.
In den Gründungsjahren Friedrichstadts wollte Herzog Friedrich III. Handel mit Spanien treiben. Eine Bedingung der Spanier für die Aufnahme von Handelsbeziehungen war Religionsfreiheit für Katholiken in Friedrichstadt, was am 24. Februar 1625 von Friedrich III. bestätigt wurde. Die heutige Kirche wurde 1854 eingeweiht. Der Vorgängerbau war erst acht Jahre zuvor errichtet worden, jedoch kurz danach durch einen Konstruktionsfehler eingestürzt. Die katholische Kirche wurde 2003 profaniert, was mit dem Gebäude geschehen soll, ist noch unklar.
Natürlich lebten auch seit der Zeit der Stadtgründung Lutheraner hier, denn schließlich gehörte der Herzog selbst, wie die Mehrheit seiner Untertanen, diesem Glauben an. 1649 wurde der Neubau der lutherischen Kirche eingeweiht, die mit finanzieller Unterstützung aus Gottorf errichtet wurde. Heute ist die lutherische Gemeinde die größte Glaubensgemeinschaft in Friedrichstadt mit mehr als tausend Mitgliedern.
1677 erhielt der erste Jude eine Zuzugsgenehmigung für Friedrichstadt. Bald nach seiner Niederlassung in Friedrichstadt kaufte er ein Gelände am Treenefeld, um dort einen Friedhof anzulegen. Gottesdienst feierte die Gemeinde zunächst in einem Hinterhaus der Prinzenstraße, dann richtete sie im ältesten Haus Friedrichstadts Ecke Binnenhafen/Am Fürstenburgwall eine Synagoge ein. 1845 baute die jüdische Gemeinde eine neue Synagoge, die 1847 im Beisein von Vertretern aller Glaubensgemeinschaften eingeweiht wurde. Am 10. November 1938 wurde der Innenraum der Synagoge von Nationalsozialisten zerstört. Die Synagoge wurde zunächst als Getreidespeicher genutzt, dann noch während des Krieges zu einem Wohnhaus umgebaut. Fast alle Friedrichstädter Juden wurden in der NS-Zeit getötet, eine jüdische Gemeinde gibt es hier nicht mehr. Die ehemalige Synagoge befindet sich heute im Besitz der Stadt und wird als "Kultur- und Gedenkstätte“ genutzt.
Unsere Bibliothek ist eine reine Bestandsbibliothek. Sämtliche Bücher können bei uns eingesehen und Auszüge kopiert werden. Sie enthält Bücher über die regionale Geschichte. Das Findbuch ist alphabetisch nach Autoren sortiert.
Außerdem sind im Stadtarchiv alle in Friedrichstadt erschienenen Zeitungen von 1799 bis 1941 vorhanden. Sie trugen die Titel: "Ditmarser und Eiderstedter Bote", "Stapelholmer Wochenblatt" und "Friedrichstädter Zeitung".
Eine weitere Bibliothek, die Jockenhövel-Bibliothek, bietet eine umfassende Literatursammlung zur Religionswissenschaft.
Das Stadtarchiv Friedrichstadt ist ein stadthistorischer Informationsspeicher. Die Bestände dokumentieren fast 400 Jahre Stadtgeschichte. Dieses Material stellen wir Besucherinnen und Besuchern bei uns zur Verfügung – ein Service, der von ca. 300 Besuchern im Jahr intensiv genutzt wird.
Jedermann kann Archivgut frei einsehen, so bestimmt es das Landesarchivgesetz. Die Stadt Friedrichstadt legt damit ihre historischen Dokumente offen. Das Stadtarchiv ist Garant dieser Transparenz.
Der größte Teil des Archivguts stammt aus der Stadt- und Amtsverwaltung. Sie geben Unterlagen, die nicht mehr laufend benötigt werden, an das Archiv ab: Akten, Verträge und Protokolle, aber auch Fotos, Karten und Druckschriften ergänzen fortlaufend unsere Bestände.
Das Stadtarchiv Friedrichstadt hat einen kulturellen Auftrag. Es steht dafür ein, dass das schriftliche Kulturgut unserer Stadt dauerhaft bewahrt bleibt. Doch hat das Stadtarchiv auch einen rechtlichen Auftrag. Aus zahlreichen Unterlagen lassen sich bis heute Rechte ableiten: Rechte der Stadt und Rechte der Bürgerinnen und Bürger. Das Stadtarchiv sichert Dokumente, damit heutige und spätere Generationen ihre Rechte wahren können.
Das Stadtarchiv sorgt dafür, dass Friedrichstadt auch morgen noch eine Geschichte hat.